Beginnen wir mit dem Aufbau des AGS Motors, dazu noch eine kleine Aufklärung. Wer sich ein wenig mit den Sachs Motoren auskennt hat evtl. bereits gemerkt, das mein Motorgehäuse kein " echtes" AGS Gehäuse ist, ich habe mir den Lagersitz des Lagers am Getriebeausgang auf einer CNC Maschine ausspindeln lassen damit die 6 Gang Welle ins Gehäuse passt.
Es gibt zwar noch einige andere Unterschiede aber die sind nicht grundsätzlicher Natir so das der Aufbau mit diesem Gehäuse vorgenommen werden kann.
1. Einmessen der Kurbelwelle
Bevor wir anfangen die Schulterlager auf die Kurbelzapfen aufzuziehen noch einge erklärende Worte.
Wer noch nie einen Motor mit Schulterlagern überholt hat, wird sich über die Art der Lager vielleicht etwas wundern. Es gibt einen separaten Innenring, einen Außenring und einen separaten Kugelkäfig.
Der Vorteil dieser Lagerung an einer Kurbelwelle besteht darin, das dass Lager sowohl Radial als auch Axialkräfte aufnehmen kann, es schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe, sozusagen.
Aber wo Licht ist ist natürlich auch Schatten und der besteht in der etwas komplizierteren Montage. Ich werde im Verlauf des Kapitels über die Kurbelwelle zeigen wie das bewerkstelligt wird.
Wenn ich wie in diesem Fall zwei oder mehrere Motoren zum überholen habe kennzeichne ich zuerst die BO17 Lager, da man die Einzelteile besser nicht untereinander vertauscht.

Bye the way, ich verwende ausschließlich die Schulterlager von SLF mit Polyamid Käfig, diese Lager sind für mich die besten die man kaufen kann. Natürlich gibt es auch noch andere Hersteller die Lager z.B. mit Messingkäfig anbieten und diese finktionieren natürlich auch, ich für mich bin aber der Meinung das die Motoren mit den SLF Lagern am schönsten laufen.
Der Lageraußenring wird als erstes aus der Verpackung mit den Einzelteilen heraus genommen, da er ja ins Gehäuse eingepresst werden muss.
Der Innenring und der Kugelkäfig bleiben vorerst zusammen und werden, zum Einmessen, in die Gehäusehälfte die der Kennzeichnung entspricht eingelegt.

Das dient dazu das Maß das man ausgleichen muss zu ermitteln. Ich mache mir immer drei kleine Punkte mit Filzstift auf den Innenring um drei unterschiedliche Messpunkte zu haben.
Ich beginne in der Regel mit der linken Motorhälfte weil in dieser die Gewinde zum verschrauben des Gehäuses vorhanden sind.
Nachdem der Lagerkäfig mit Innenring im Außenring eingelegt ist, wird eine neue Gehäusedichtung aufgelegt und die Gehäusepaßhülsen eingesteckt. Jetzt misst man das Maß von der Dichtung bis auf den Innenring und zwar jeden einzelnen Punkt, den man vorher auf dem Innenring angebracht hat. Das dient dazu herauszubekommen ob der Kugelkäfig samt Innenring schief im Außenring eingelegt ist.
Ist das nicht der Fall und alle drei gemessenen Maße sind gleich kann man das ermittelte Maß notieren.

Das selbe Prozedere macht man natürlich auch auf der anderen Gehäuseseite nur ohne Gehäusedichtung.

Es ergibt sich eine kleine Rechenaufgabe wie oben bereits gezeigt. Aus dieser Rechnung ergibt sich das Gesamtmaß das für die Welle im Gehäuse vorhanden ist.
Natürlich muss man jetzt noch wissen wie breit die nackte Welle ohne Lagerbuchsen eigentlich ist, das kann man gut mit einem etwas größeren Messschieber ermitteln und dann unter den Gehäusewert schreiben.


Es ergibt sich eine neue Rechnung die den letztlich auszugleichenden Wert ermittelt, in diesem Fall 1,45mm insgesamt.
Wer jetzt den oben aufgeführten Schulungsfilm gesehen hat, dem wird auffallen das einige Dinge dort anders gemacht werden als ich sie hier zeige.
Das beruht fast ausschließlich auf meinen eigenen Erfahrungen mit der Überholung der Motoren. Zum Beispiel wird im Video gesagt das man auf der Zündungsseite immer eine 0,8mm Scheibe unter den Innenring der Kurbelwellenlagerung gelegt werden soll und der Rest auf der anderen Seite ausgeglichen wird.
Ich mache das ausdrücklich nicht so, da es für meine Begriffe besser ist die Kurbelwelle gleichmäßig auszugleichen. Natürlich kann das jeder machen wie er will und das ist auch völlig in Ordnung, ich vertraue aber lieber auf meine Erfahrungen.
Das Kurbelwellenaxialspiel soll laut Sachs Reperaturanleitung zwischen 0,05 und 0,1mm liegen, bei Kreidler die z.B. die gleichen Lager verwenden soll das Spiel bei 0,03mm liegen.
Ich denke die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte und um die 0,05mm. Wie wir aber später noch sehen werden ist das eh nur ein theoretischer Wert.
Um das ermittelte Spiel nun gleichmäßig auf beide Kurbelwellenzapfen zu verteilen muss man beidseitig 0,7mm in Form von Ausgleichscheiben auflegen.
Hier wieder eine kleine Anmerkung, die Kurbelwelle hat im Übergang von Kurbelzapfen zu Kurbelwange einen kleinen Radius, damit keine Sollbruchstelle entsteht.
Dieser Radius muss mit einer, auf der Innenseite, angefasten Scheibe belegt werden damit der Radius nicht die Scheibe klemmt oder an dieser Stelle hochdrückt.

Wer einen Dremel oder ein ähnliches Werkzeug hat, kann das anfasen der Scheibe leicht selbst erledigen.
Hat man diese Klippe umschifft, kann es mit dem aufziehen der Lagerinnenringe losgehen. Die Kurbelwelle darf bei diesem Arbeitsschritt nur auf der Kurbelwange aufgelegt werden auf die auch der Lagerinnenring aufgepresst werden soll.
Ich habe mir dazu ein 6mm starkes Blech mit einem Ausschnitt in der Mitte hergestellt, das den Bereich des Hubzapfens aufnehemen kann.

Diese Blech lege ich mir immer auf den Schraubstock und hänge die Welle in folgender Weise ein.

Auf dem Bild ist der Lagerinnenring bereits aufgesteckt, die Welle ist bis zu dieser Stelle etwas kleiner ausgeführt damit man nicht über den gesamten Weg pressen muss.
Aber natürlich muss der Innenring dazu erst vom Kugelkäfig getrennt werden, das geht sehr einfach und ist, wenn man etwas Übung hat, mit einer Hand zu erledigen.